HIMMELSSPUR - Gedanken, Musik und Lieder zu Himmelfahrt 2020

Himmelfahrt – ein seltsames Fest. Selbst viele Christen und Christinnen können nicht viel damit anfangen. Aber vielleicht gibt es ja doch etwas zu entdecken, was unser Herz, unseren Glauben, unser Leben beleben, erweitern und vertiefen kann.

SICH BEREIT UND AUF DEN WEG MACHEN

Suche einen Ort auf, den du magst. Drinnen, ganz gemütlich, oder draußen in der Natur. Frühling, gründende Bäume, strahlend blauer Himmel über Biedenkopf ... und nun mache Dich auf den Weg ... dem Himmel ein Stück näher! 

MICH EINFINDEN

Nimm Dir Zeit, Dich zu sammeln und Deinen Körper wahrzunehmen: Schließe Deine Augen.

Spüre beide Füße auf dem Boden, spüre den Kontakt zum Boden.

Spüre, wie Du jetzt da bist, von der Fußsohle bis zum Scheitel.

Es gibt jetzt nichts weiter zu tun oder festzuhalten. Lass Dir dafür Zeit…

Lausche nach draußen – was nimmst Du wahr? Den Raum, Rauschen der Blätter, das Blätschern eines Baches, Vogelstimmen …

Lausche in dich hinein – wie bin ich jetzt da? Wie bin ich gestimmt? Wie geht es mir?

Nimm Deinen Atem wahr. So wie er jetzt kommt und geht. Ausatmen. Einatmen... Vertraue Dich mit jedem Ausatmen noch ein wenig mehr dem tragenden Grund an. Auch Seufzen ist manchmal gut.

Verweile so einige Minuten im Schweigen.

GEBET ZU BEGINN

Hier bin ich heute an Himmelfahrt, vor dir, Gott. Aufrecht und entspannt. In diesem Augenblick lasse ich alle meine Pläne, Sorgen und Ängste los. Ich lege sie in Deine Hände. Gott, ich warte auf Dich.  Du kommst auf mich zu.  Du bist in mir, durchflutest mich mit Deinem Geist. Du bist der Grund meines Seins. Öffne mich für Deine Gegenwart, damit ich immer tiefer erfahre, wer Du bist und was Du von mir willst.  Amen.                                                         

nach Dag Hammarskjöld

MUSIK

EG 165 Gott ist gegenwärtig

1. Gott ist gegenwärtig. / Lasset uns anbeten / und in Ehr­furcht vor ihn treten. / Gott ist in der Mitte. / Alles in uns schweige /und sich innigst vor ihm beuge. / Wer ihn kennt, / wer ihn nennt, / schlag die Augen nieder; / kommt, ergebt euch wieder.

4. Majestätisch Wesen, / möcht ich recht dich preisen / und im Geist dir Dienst erweisen. / Möcht ich wie die Engel / immer vor dir stehen / und dich gegenwärtig sehen. / Lass mich dir für und für / trachten zu gefallen, / liebster Gott, in allem.

5. Luft, die alles füllet, / drin wir immer schweben, / aller Din­ge Grund und Leben, / Meer ohn Grund und Ende, / Wunder aller Wunder: / ich senk mich in dich hinunter. / Ich in dir, / du in mir, / lass mich ganz verschwinden, / dich nur sehn und fin­den.

BIBELTEXT UND IMPULSE

Jesus stellte sich den Aposteln nach seinem Leiden durch viele Beweise als lebendig dar, indem er vierzig Tage hindurch erschien und vom Reich Gottes sprach. Und während er mit ihnen zusammenkam, wies er sie an, sich nicht von Jerusalem zu entfernen, sondern darauf zu warten, was vom Vater verheißen ist: „davon habt ihr von mir gehört, dass Johannes mit Wasser taufte, ihr aber mit heiliger Geistkraft getauft werdet nicht lange nach diesen Tagen. Ihr werdet Kraft empfangen, wenn die heilige Geistkraft über euch kommt, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Erde.“

Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Augen. 

Und als sie noch in den Himmel starrten, standen da zwei Gestalten in weißen Gewändern bei ihnen, die sagten: „Ihr Leute aus Galiläa, was steht ihr da und blickt zum Himmel? Dieser Jesus ist euch entzogen und zum Himmel hinaufgenommen worden. Wie ihr ihn zum Himmel gehen gesehen habt, so wird er kommen. 

Apg 1, 3-5+8-11, Bibel in gerechter Sprache

1. ANNÄHERUNG  - Himmel

 „Himmel“ ist von jeher ein Bild/Symbol für die überwältigende Güte und Unergründlichkeit Gottes (Deine Güte reicht, soweit der Himmel ist, und deine Wahrheit, soweit die Wolken gehen. Ps 36,5). Er steht aber auch für unsere Sehnsucht – wir wollen „in den Himmel kommen“, d.h. ganz nah bei Gott sein. Himmel (engl.: heaven) meint also keinen geographischen Ort, nicht die Atmosphäre unserer Erde (engl.: sky), sondern  einen Zustand, eine Seinsweise, eine Qualität. Himmel, im Sinne von heaven, beschreibt die Erfahrung der Gegenwart Gottes in unserer Welt. Himmel ist da, wo sich Gottes Wirklichkeit und unser Leben treffen, wo wir mit Gott in Berührung kommen, wo Gottes Liebe ist. 

Gott ist nicht, wo der Himmel ist; wo Gott ist, da ist Himmel.

ÜBERSETZUNG INS LEBEN

Betrachte den Himmel. Schau ganz bewusst nach oben.

Was „erzählt“ Dir der Himmel? Welche Gefühle entstehen in Dir?

„Ich fühle mich wie im Himmel“ – wann ist oder war das?  Was ist dann da?

„Ich fühle mich Gott ganz nah“ – wann ist oder war das?

MUSIK

EG 622 Weißt du, wo der Himmel ist

1. Weißt du, wo der Himmel ist, / außen oder innen, / eine Handbreit rechts und links. / Du bist mitten drinnen. / Du bist mitten drinnen.

2. Weißt du, wo der Himmel ist, / nicht so tief verborgen, / einen Sprung aus dir heraus, / aus dem Haus der Sorgen, / aus dem Haus der Sorgen.

3. Weißt du, wo der Himmel ist, / nicht so hoch da oben, / sag doch ja zu dir und mir, / du bist aufgehoben, / du bist aufgeho­ben.

2. ANNÄHERUNG – Wolke

Wenn Jesus „emporgehoben“ und von einer Wolke aufgenommen wird, dann ist die Wolke nicht sozusagen der Aufzug, sondern sie ist – wie oft in der Bibel - ein Symbol für Gottes unmittelbare, aber verborgene, verbergende Anwesenheit. 

Das Symbol der Wolke ist ein Ausdruck dafür, dass Gott nahe und zugleich unerreichbar ist; da und doch nicht zu greifen/zu haben.

Wenn Jesus nun in eine Wolke aufgenommen wird, trifft auf ihn dasselbe zu. Auch wenn er ein historischer Mensch war – scheinbar zu greifen, zu wissen – macht die Wolke deutlich, dass er unergründlich und unfassbar bleibt.

Und trifft das nicht eigentlich auf uns alle zu? 

Wir meinen, einen Menschen (oder uns selbst) zu kennen – und stellen doch immer wieder fest, dass wir im Grunde nichts wissen. Das kann erschrecken, weil wir immer wieder nicht wissen, woran ich nun eigentlich bin. Und doch ist es die Grundlage jeder lebendigen Beziehung – ich suche dich, ich bin neugierig, ich sehne mich nach dir – ich kann dich nicht haben, aber dich immer wieder neu entdecken.

ÜBERSETZUNG INS LEBEN

Betrachte die Wolken und ihr Spiel. Was „erzählen“ sie Dir?

„Ich gehe im Nebel“ – wann ist oder war das so? Welche Gefühle, Erfahrungen sind damit verbunden?

Verweilen in der Stille:

Bilder, Gedanken, Vorstellungen ziehen lassen (sie hinzugeben) – das ist die wesentliche Haltung, um in die Stille, ins Hören, in den unmittelbaren Kontakt mit dem, was jetzt ist, zu kommen. 

Probiere dasselbe in der Begegnung mit (einem) Menschen aus: Begegne ihm/ihr bewusst in der Haltung des Nicht-Wissens, des liebevollen Interesses. Lass Dich überraschen.

MUSIK

Heaven is a wondeful place, Filled with glory and grace, I want to see my sarviour's face.

Heaven is a wonderful place. I want to go there...

3. ANNÄHERUNG - Himmelfahrt

Der biblische Text versucht in bildlicher Sprache etwas zu sagen, was kaum sagbar ist. Dazu werden die Worte „emporgehoben“, „entzogen“, „zum Himmel hinaufgenommen“ benutzt. 

Die Bilder und Worte versuchen wie in allen anderen Auferstehungsgeschichten auszudrücken, dass Jesus nun nicht mehr Mensch unter Menschen ist, sondern uns auf einer anderen Ebene begegnet. Sie versuchen, die Verwandlung zu beschreiben, die sich mit Jesus und mit seinen Jüngern und Jüngerinnen vollzogen hat. 

D.h. an Himmelfahrt feiern wir nicht, dass Jesus „weggeht“, sondern uns in Wirklichkeit viel näher kommt als er das als geschichtlicher Mensch je gekonnt hätte. Denn, wenn er in den „Himmel“ fährt, heißt das doch, dass er nun Raum und Zeit enthoben ist. Er ist jetzt überall - überall wo Himmel ist, wo Gott ist. Er ist immer da, wo sich Himmel oder das Reich Gottes ereignet. Er ist nun nicht mehr nur ein geschichtlicher Mensch, an den wir erinnert werden, sondern ist unmittelbar da, in unseren Herzen, in unseren Gedanken, in unseren Taten, in unserem Reden, in unseren Nächsten an unserer Seite.

Himmelfahrt ist damit einen Art „Schwellenfest“ – es markiert den Übergang von Zeit- und Ortsgebundenheit zu einer anderen Präsenz (Weite) und von der Außenorientierung nach innen (Nähe).

Manche sagen auch, es sei ein Fest des Erwachsenwerdens im Glauben. Als Erwachsene oder Heranwachsende orientieren wir uns zunehmend nicht mehr nur an anderen Menschen oder äußeren Geboten, die uns sagen, was wir zu tun oder zu lassen haben. Unser eigenes Urteil, das Wissen unseres Herzens, die Stimme des Geistes in uns gewinnt mehr und mehr an Bedeutung, durchdringt uns immer mehr.

 „Ich will euch ein neues Herz geben und euer Inneres mit neuer Geistkraft erfüllen. 

Das steinerne Herz will ich aus eurem Körper herausnehmen und euch ein fleichernes Herz geben. Meine Geistkraft will ich in eure Mitte geben und euch zu Menschen machen, die meinen Bestimmungen folgen und mein Recht bewahren und verwirklichen“ heißt es schon bei Ezechiel (Ez 36,26-27)

Himmelfahrt ist damit ein Fest der Nähe Gottes. Gott kommt/ist uns ganz nah. „Er“ ist uns nicht nur ein Gegenüber, das wir im Gebet ansprechen können, sondern auch anwesend in unserem Inneren. 

Himmelfahrt ist auch ein Fest der Ermutigung: Trau dich, auf deine innere Stimme zu hören. Lausche darauf, werde hellhörig, empfänglich für das, was dein Herz, was Christus, der „in euren Herzen wohnt“ (Eph. 3,17), dir im Tiefsten sagt.

ÜBERSETZUNG INS LEBEN

Wo und wann erfahre ich Gottes Nähe? Nimm Deine Erfahrungen ernst – frag nicht danach, was andere sagen oder meinen.

Was hilft mir, zu mir zu kommen, „mich zu hören“? Nimm Dich darin ernst, nimm Dir dafür immer wieder Zeit.

GEBET ZUM ABSCHLUSS

Sprich aus, was Dich jetzt beschäftigt, was Dir noch nachgeht, was Dich berührt hat. Danke für das, was Du wahrgenommen hast. Vielleicht magst Du auch mit diesen Worten beten:

Gott, ich danke Dir für diese Zeit in Deiner Gegenwart. Ich danke Dir für alles, was sich mir gezeigt hat.  Ich halte es Dir hin. Lass es mir und Deiner Welt zum Segen werden. Amen.

Oder

Du, der über uns ist,  Du, der einer von uns ist.  Du, der ist – auch in uns: Dass alle dich sehen – auch in mir,  dass ich den Weg bereite für dich,  dass ich danke für alles, was mir widerfuhr,  dass ich dabei nicht vergesse der anderen Not.  Behalte mich in deiner Liebe,  so wie du willst, dass andere bleiben in der meinen.  Möchte sich alles in meinem Wesen zu deiner Ehre wenden, und möchte ich nie verzweifeln,  denn ich bin in deiner Hand,   und alle Kraft und Güte sind in dir.                        

Dag Hammarskjöld   

WEITERGEHEN

Vielleicht magst du dich von dem Lied: EG 501 „Wie lieblich ist der Maien” begleiten lassen

1. Wie lieblich ist der Maien / aus lauter Gottesgüt, / des sich die Menschen freuen, / weil alles grünt und blüht. / Die Tier sieht man jetzt springen / mit Lust auf grüner Weid, / die Vög­lein hört man singen, /die loben Gott mit Freud.

3. Herr, lass die Sonne blicken / ins finstre Herze mein, / damit sich’s möge schicken, / fröhlich im Geist zu sein, / die größte Lust zu haben / allein an deinem Wort, / das mich im Kreuz kann laben / und weist des Himmels Pfort.

Einen schönen und gesegneten Himmelfahrtstag wünschen: Natascha Reuter, Ernst-Detlef Flos, Johann Lieberknecht